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Chronik zum Musikfest 2004

1834 – 2004 “170 Jahre jung geblieben”

Wenn im Som­mer 2014 die Bür­ger­mu­sik Bad Goi­sern ihr 180-jäh­ri­ges Bestands­ju­bi­lä­um fei­ert, so ist es kein all­täg­li­ches Fest eines Ver­eins, ist doch die Bür­ger­mu­sik die ältes­te Blas­mu­sik­ka­pel­le des Salz­kam­mer­gu­tes.
Das 1833 in der Habs­bur­ger­mon­ar­chie erlas­sen Ver­eins­ge­setz ermög­lich­te es erst­mals auch pri­va­ten Per­so­nen sich zusam­men­zu­schlie­ßen. Ein Jahr dar­auf kam es zur Grün­dung der nun­mehr so tra­di­ti­ons­rei­chen Goi­se­rer Bür­ger­mu­sik durch den Kanz­lis­ten des Pfle­ge­ge­richts Wil­den­stein Ignaz Ram­sau­er, zusam­men mit noch sechs musik­be­geis­ter­ten Goi­se­rern. Ein Grün­dungs­zweck war unter ande­rem auch, “den Fei­er­lich­kei­ten im Ort einen gebüh­ren­den Rah­men zu ver­lei­hen”. Die ers­te Aus­rü­ckung war die “Tag­re­veil­le” (Weck­ruf) am frü­hen Mor­gen des Fron­leich­nams­fes­tes 1834.
Getreu den Vor­stel­lun­gen der Grün­der mar­schiert auch heu­te noch die Musik­ka­pel­le am Oster­sonn­tag früh im Geden­ken an die Auf­er­ste­hung Chris­ti mit klin­gen­dem Spiel durch die Stra­ßen der Markt­ge­mein­de. Eine beson­de­re jähr­li­che Aus­rü­ckung ist der ers­te Mai. Eine gro­ße Run­de durch den Ort beginnt um sechs Uhr Mor­gen. Zum Son­nen­auf­gang gibt es ein Früh­stück, vie­le Gön­ner laben die Musi­ker und Musi­ke­rin­nen in ihren Häu­sern und Geschäf­ten. Beim Fron­leich­nams­fest machen die Musi­ker und Musi­ke­rin­nen das ers­te Mal in der nicht gera­de luf­ti­gen Uni­form Bekannt­schaft mit der Som­mer­hit­ze. Die schmu­cke, hand­ge­schnei­der­te Uni­form, vom “spa­ni­schen Hof­ze­re­mo­ni­ell” abge­lei­tet und der brau­ne Filz­hut mit Strauß­fe­der sind ja nicht gera­de kühl.
Welt­li­che und kirch­li­che Anläs­se musi­ka­lisch zu Ver­schö­nern, das Ziel der Bür­ger­mu­sik wird beim Erst­kom­mu­ni­ons­fest kom­bi­niert. Die Kin­der wer­den in die Kir­che “hin­ein­ge­spielt”, beim anschlie­ßen­den Kirch­gas­sen­kon­zert wird das seit dem Fasching­sen­de geprob­te dar­ge­bracht.
Apro­pos Fasching: all­jähr­lich mar­schie­ren die Bür­ger­mu­si­kan­tIn­nen in unter­schied­li­chen Ver­klei­dun­gen, aber immer böh­mi­sche Pol­kas und Wal­zer spie­lend durch den Ort. Und dass die Faschings­sit­zung mit einer nicht nur musi­ka­li­schen Thea­ter­vor­stel­lung gekrönt wird, ist mitt­ler­wei­le Selbst­ver­ständ­lich­keit.

Die Gönnerschaft der Familie Salzer aus Wien

Die jewei­li­gen Kapell­meis­ter haben es ver­stan­den, qua­li­ta­ti­ve Orches­ter­li­te­ra­tur zu orga­ni­sie­ren und nach vor­han­de­nen Mög­lich­kei­ten auch gut zu inter­pre­tie­ren. Anders aus­ge­drückt, ange­fan­gen vom Reper­toire der Marsch­mu­sik bis zum Kon­zert­pro­gramm wur­de immer ein Wert auf Qua­li­tät gelegt. Auch war die Bür­ger­mu­sik oft­mals der Zeit vor­aus. So mar­schier­ten z.B. schon vor 40 Jah­ren vier Zug­po­sau­nen in der ers­ten Rei­he, dar­un­ter auch der Solist Will Unter­ber­ger, wel­cher Spe­zi­al­ar­ran­ge­ments für die Kapel­le schrieb.
Noch ein Detail aus jeder Zeit: beim Strauss-Wal­zer “G’schichten aus dem Wie­ner­wald” spiel­te unser unver­ges­se­ner Wer­ner Schil­cher ori­gi­nal­ge­treu den Zit­tern­part.
Doch noch­mals einen Gene­ra­ti­ons­sprung zurück. Da ist unbe­dingt die Gön­ner­schaft – “Spon­so­ring” – der Wie­ner Fami­lie Salzer erwäh­nens­wert. Vater und Sohn waren in alles “Goi­se­ri­sche” ver­leibt, die schö­ne “Salzer-Vil­la” wur­de gebaut und die Bür­ger­mu­sik mit Instru­men­ten- und Noten­spen­den unter­stützt.
Sozi­al­ge­schicht­lich erwäh­nens­wert ist, dass die Bür­ge­mu­sik bis über die Zeit der Mon­ar­chie hin­aus gesell­schaft­lich dem Klein­bür­ger­tum zuge­rech­net wer­den konn­te. Die Musi­kan­ten waren in der Haupt­sa­che Selbst­stän­di­ge, klei­ne Beam­te und Leh­rer mit meist beschei­de­nen finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten. Im all­ge­mei­nen gesell­schaft­li­chen Wan­del der Zwi­schen­kriegs­zeit fand auch bei der Kapel­le eine Öff­nung statt. Die Zeit war nicht mehr danach, wo auf dem gesell­schaft­li­chen Ereig­nis im Ort, “Cäci­li­en­ball” (seit 1843), aus­schließ­lich gela­de­ne Gäs­te zu fin­den waren und etwa bei der Über­brin­gung der Ein­la­dun­gen die zu kon­su­mie­ren­den Spei­sen vor­zu­be­stel­len waren.

Die Weltkriege schlugen der Bürgermusik schmerzhafte Wunden

Wie im Ers­ten Welt­krieg war auch wäh­rend des Zwei­ten die Musik­tä­tig­keit ein­ge­schränkt. Die Welt­krie­ge schlu­gen der Bür­ger­mu­sik schmerz­haf­te Wun­den und man­chen Musik­ka­me­ra­den deckt seit­her frem­de Erde. Wir geden­ken ihrer jähr­lich beim “Vete­ra­ner­fest” beim Krie­ger­denk­mal mit dem “Lied vom guten Kame­ra­den”.

Die Goiserer Bürgermusik nach 1945

Nach 1945 folg­te wie im all­ge­mei­nen auch bei der Bür­ger­mu­sik eine Pha­se der Pro­spe­ri­tät. Wie schon sein Vater, Bäcker­meis­ter Franz Huber sen., sei­ner­zeit aus der K. u. K. Mili­tär­mu­sik kom­mend, brach­te nun sein Sohn Hans hohes Kön­nen auf Trom­pe­te / Flü­gel­horn von der deut­schen Hee­res­mu­sik mit nach hau­se. Er war gefei­er­ter Solist der Bür­ger­mu­sik. 1961 erfolg­te end­gül­tig der Kapell­meis­ter­wech­sel Eder – Ell­mer. Sei­ne Lie­be und Eifer für die Musik trug wei­ter­hin schö­ne Früch­te. Bis zu zehn Kur­kon­zer­te pro Sai­son wur­den unter sei­nem Diri­gen­ten­stab gespielt und sein beson­de­res Ver­dienst war die unge­mein flei­ßi­ge Aus­bil­dungs­tä­tig­keit des Nach­wuch­ses, von der heu­te noch gezehrt wird. Die Aus­bil­dung – “Abrich­ten” – war aus­nahms­los kos­ten­lo­ser Pri­vat­un­ter­richt, das Musik­schul­we­sen in der heu­ti­gen Form ein Fremd­be­griff. Unzäh­li­ge Stun­den wur­den idea­lis­tisch für die jeweils meist eige­nen Kapel­le auf­ge­wen­det, um den Fort­be­stand zu sichern.

Das altehrwürdige “Höpplingerhaus” als Probelokal diente nunmehr nach etwa 130 Jahren langsam aus.

Nach einem Besit­zer­wech­sel – der ehe­ma­li­ge Gast­be­trieb war schon längst ein­ge­stellt – boten sich kei­ne Zukunfts­per­spek­ti­ven mehr. Die ehe­ma­li­ge Besit­zer­fa­mi­lie Scheutz stellt der Bür­ger­mu­sik dan­kens­wer­ter­wei­se eine Grund­par­zel­le zum Bau eines eige­nen Musi­ker­heims zur Ver­fü­gung. Dabei wur­de auch eine for­mel­le Ver­eins­grün­dung (1964) not­wen­dig. Dro­gist Josef Leit­ner, ers­ter Obmann, stand nun dem Kapell­meis­ter für die orga­ni­sa­to­ri­schen Belan­ge zur Sei­te. Wäh­rend sei­ner 14-jäh­ri­gen Obmann­schaft wur­de viel geleis­tet und nur Ein­ge­weih­te wis­sen davon Bescheid, wie vie­le unbe­dank­te Mühe und Arbeit ein sol­ches Amt berei­tet. Im Jahr 2004 wur­de er, immer noch akti­ver Musi­ker, auch dafür mit der Gol­den Kul­tur­me­dail­le der Markt­ge­mein­de Bad Goi­sern geehrt. Nach zwei Jah­ren stand das Pro­be­lo­kal im Roh­bau, wobei sich Musik­ka­me­rad Robert Unter­ber­ger, neben vie­len ande­ren , sehr ver­dient mach­te. 1970 bezog die Kapel­le das neue Heim.

Kapellmeisterwechsel Franz Ellmer, Franz Atzmanstorfer und Hans Huber.

Kapell­meis­ter Franz Ell­mer wech­sel­te 1965 zurück aufs Flü­gel­horn und nach ein­jäh­ri­ger “Über­gangs­lö­sung” durch Franz Atz­manstor­fer über­nahm der schon erwähn­te Hans Huber die musi­ka­li­sche Lei­tung. 1970 erfolg­te die kost­spie­li­ge Umrüs­tung auf “Nor­mal­stim­mung”. Es konn­ten damit Oboe und Fagott besetzt wer­den, und der musi­ka­li­sche “All­roun­der” Josef Atz­manstor­fer, bis­her auf Trom­pe­te und Oboe, bekam eine “Lyra” (Glo­cken­spiel), die spe­zi­ell bei der Marsch­mu­sik musi­ka­lisch und auch optisch ein gelun­ge­ner Auf­putz ist. Die “Nor­mal­stim­mung” erlaub­te, ihn am Kla­vier in Kom­bi­na­ti­on mit dem Blas­or­ches­ter ein­zu­set­zen. Nicht zuletzt, dem all­ge­mei­nen Trend fol­gend, for­cier­te Kapell­meis­ter Huber die neu­zeit­li­che Blas­mu­sik­li­te­ra­tur. Ame­ri­ka­ni­sche Mär­sche, Tan­gos, Blues u. a. berei­cher­ten das Pro­gramm und Teil­nah­me an Wer­tungs­spie­len und Rund­funk­auf­nah­men run­de­ten die musi­ka­li­schen Akti­vi­tä­ten die­ser Zeit ab. Die “Goi­se­rer Bau­ern­mu­sik­ka­pel­le” lei­te­te eben­falls Hans Huber, sie bestand aus einem Gut­teil von Bür­ger­mu­si­kan­ten und wirk­te erfolg­reich im In- und Aus­land. Plötz­li­ches gesund­heits­be­ding­tes Aus­schei­den (1983) des so erfolg­rei­chen Kapell­meis­ters mach­te die Bür­ger­mu­sik mit einem Schlag füh­rungs­los.

Die Bad Goiserer Bürgermusikkapelle nach 1987

Ab 1987 bemüh­te sich sein Nef­fe und Obmanns­sohn Chris­toph Leit­ner mit gutem Erfolg um den Erhalt der Kapel­le. In den Jah­ren 1991 bis 1996 über­nahm des­sen Bru­der Franz Leit­ner die musi­ka­li­sche Lei­tung der Kapel­le. Der Über­al­te­rung der Kapel­le setz­te er akti­ve Jugend­ar­beit ent­ge­gen. Vie­le jun­ge, teil­wei­se sehr talen­tier­te Musi­ker und mitt­ler­wei­le Stimm­füh­rer stam­men aus die­ser Peri­ode. Auch das Neu­jahrs­bla­sen der Bür­ger­mu­sik – bei der Goi­se­rer Bevöl­ke­rung hoch geschätzt – führ­te er ein. Eine neue Musi­ker­fa­mi­lie ent­stand in die­ser Zeit. Die aus alten Goi­se­rer “Trans­mi­gran­ten­fa­mi­li­en” der Zeit der Gegen­re­for­ma­ti­on stam­men­den “Land­ler” aus Sie­ben­bür­gen kehr­ten nach der poli­ti­schen Wen­de in die Hei­mat ihrer Vor­fah­ren zurück und stel­len nun mit ihren Kin­dern einen nicht mehr weg­zu­den­ken­den Teil der Bür­ger­mu­sik dar.
Um die sehr hohen Kos­ten der Musi­ker­aus­bil­dung in der Musik­schu­le finan­zie­ren zu kön­nen und die mitt­ler­wei­le sehr in die Jah­re gekom­me­nen Instru­men­te erset­zen zu kön­nen, führ­te in die­ser Zeit der Vor­stand das all­jähr­li­che Wald­fest ein, mit dem eine gesun­de finan­zi­el­le Basis geschaf­fen wer­den konn­te.

Nach Fritz Atzmanstorfer ist Markus Hubner Kapellmeister der Goiserer Musikkapelle

Ende 1996 trat Franz Leit­ner zurück. In der exis­ten­ti­el­len Kri­se der Bür­ger­mu­sik, erklär­te sich der über 60-jäh­ri­ge Fritz Atz­manstor­fer bereit, der über Jahr­zehn­te durch sein musi­ka­li­sches Kön­nen am Flü­gel­horn einer der ent­schei­den­den Stüt­zen der Bür­ger­mu­sik war, den Kapell­meis­ter zu über­neh­men. Er führ­te die­se Funk­ti­on in den Jah­ren 1997 bis 1999 mit gro­ßer Umsicht aus. Jeder konn­te ver­ste­hen, dass Fritz Atz­manstor­fer nicht mehr konn­te und woll­te – und die Bür­ger­mu­sik stand wie­der vor einer exis­ten­ti­el­len Kri­se. Der Bas­sist Mar­kus Hub­ner erklär­te sich bereit, buch­stäb­lich ins kal­te Was­ser zu sprin­gen und der Kapel­le musi­ka­lisch vor­zu­ste­hen. Ein guter Pro­ben­be­such und musi­ka­lisch anspre­chen­de Kon­zer­te bestä­ti­gen die Arbeit des Kapell­meis­ters.
Ein anste­hen­der Gene­ra­ti­ons­wech­sel – vie­le der Leis­tungs­trä­ger haben mitt­ler­wei­le das 60. Lebens­jahr über­schrit­ten – las­sen gro­ße Her­aus­for­de­run­gen an die Bür­ger­mu­sik erwar­ten. In einer schnell­le­bi­gen Zeit ist es nicht mehr selbst­ver­ständ­lich, es als “Ehre” anzu­se­hen, ein Instru­ment zu ler­nen und bei der Bür­ger­mu­sik mit­zu­spie­len. Weni­ger der Blick in die Geschich­te, viel­mehr die nach wie vor gül­ti­ge Freu­de am Musi­zie­ren und die – alter­tüm­lich gesagt – Kame­rad­schaft inner­halb der Kapel­le gel­ten als Auf­trag für die Musi­ker und Musi­ke­rin­nen, aber auch der gesam­ten Goi­se­rer Bevöl­ke­rung, die Bür­ger­mu­sik in wei­te­re Jahr­zehn­te ihres Bestehens zu füh­ren.
Mag. Peter Atz­manstor­fer, 2004 und 2005, ver­än­dert und ergänzt nach Karl Atz­manstor­fer 1994.

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Termine 2024

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190 Jahre Bürgermusik
Freitag 21. Juni
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Goiserer Gamsjagatage
Freitag 23. Aug.
  • 18:00 Uhr
  • Müllnerwald beim Holzknechtmuseum

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Goiserer Gamsjagatage
Samstag 24. Aug.
  • Start um 13:00 Uhr
  • Marktplatz Bad Goisern

Jahrgangs­konzert

Jahrgangsfeiern Bad Goisern
Sonntag 8. Sept.
  • 10:30 Uhr
  • Innenhof Schloss Neuwildenstein

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Samstag 23. Nov.
  • 19:30 Uhr
  • Festsaal Bad Goisern

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